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Carlo Borer | Beyond Fiction

Carlo Borer | Beyond Fiction
Carlo Borer | Beyond Fiction

3. Oktober – 2. November 2019

Eröffnung: Mittwoch, 2. Oktober 2019, 18.00–20.00 Uhr

Fabian & Claude Walter Galerie
Rämistrasse 18
8024 Zürich

Carlo Borer

Carlo Borer ist für seine hochkomplexen, auf mathematischen Berechnungen basierenden, handwerklich aufwendig gefertigten Stahl- und Edelstahl Skulpturen bekannt. In der aktuellen Ausstellung «Beyond Fiction» präsentiert die Fabian & Claude Walter Galerie eine Auswahl von Carlo Borers No Ready-Mades, Spaceships und Clouds sowie die aus Edelstahl gefertigte Installation POP, welche der Künstler für den Galerieraum speziell konzipiert hat.

Carlo Borer bedient sich bei der Entwicklung seiner Objekte an Erkenntnissen aus der Evolutionstheorie, der Neuropsychologie, und den daraus folgenden logischen Zusammenhängen. Er hinterfragt die komplexen Vorgänge der menschlichen Software. Borer benutzt uns bekannte, teilweise gebrauchte Materialien und Alltagsgegenstände, in Kontrast zu neu gebauten Körpern, welche sich einer idealen Form annähern. Daraus entstehen Objekte, die einen Gebrauchswert zu haben scheinen. Die technische Perfektion seiner Werke setzt Borer als Mittel der Irreführung ein. Der Betrachter ahnt einen vermeintlichen Verwendungszweck, kann diesen aber nicht entschlüsseln. Der daraus entstehende Konflikt ist gewollt.

Ausstellung

Mit den Objekten der Serien No Ready-Mades und Spaceships lässt sich Carlo Borer von Fundstücken leiten und setzt diese, umkehrend dem Prinzip von Marcel Duchamps Ready-Mades, in einen anderen Kontext. Die Objekte wurden als fiktive Erfindung gebaut. Auch die Spaceships erfüllen beim erstmaligen Betrachten nicht die Science-Fiction Erwartung, die der Titel suggeriert. Die länglichen Körper erscheinen aus frontalem Blickwinkel wie Teile eines grossen Baumstamms. Doch ein Blick auf die Schnittflächen der Stämme zeigt, statt einem Naturgegenstand, eine mit Kupfer ausgeschlagene Röhre. Biologische und technische Formen werden in den Spaceships auf eine Art zusammengeführt, welche mit der Vorstellung des Betrachters nicht übereinstimmt.

Das für den Galerieraum speziell konzipierte Hauptwerk der Ausstellung trägt den Titel POP (population) und ist streng nach Daten der UN zum Bevölkerungswachstum von dem Jahr 1500 v.Chr. bis 2050 entworfen. Die von der UN erhobene Datengrundlage zeigt auf, dass sich die Population innerhalb von 200 Jahren von 1 Milliarde auf fast 8 Milliarden verachtfachte. Das schlimmste zukünftig mögliche Szenario rechnet mit einer weiteren Verdopplung in den nächsten 100 Jahren.

Diese Installation und die Objekte der Serie Clouds entwickelt Carlo Borer im virtuellen Raum mit Hilfe von CAD (computer-aided design), Virtual Reality sowie unter Verwendung von Hightech-Lasern. Doch erst unter Einsatz von anspruchsvollem Handwerk entstehen die Skulpturen in der realen Welt. Ohne weiteres wäre es möglich die im virtuellen Raum generierten Formen der Clouds zu einer computergestützten Materialisierung durch 3D-Drucker zu verhelfen. Carlo Borer zieht es allerdings vor, sie in gehämmertem und poliertem Edelstahl auszuführen. Zwischen dem Entwurf und der Ausführung der Skulpturen findet ein medientechnischer Übersetzungsprozess, von der zeitgenössischen Computeranwendung in die gut 8000 Jahre alte manuelle Praxis der Metallbearbeitung mit dem Hammer, statt.